DIE 70TH, A-Z

Auf dieser Website gibt`s jede Menge Text-Information sowie ironische Statements von den "Schöngeistern" der MIXAGE. Berichte über die 70er Jahre mit vielen detaillierten Infos, den großen Retro-Boom im Bereich der Mode, die angesagten und weniger angesagten Autos der "Siebziger", die Kultmarken des "schrillsten" Jahrzehnts (von Afri, über Bifi, Coca-Cola zu Pril und 8x4), Geschichten um TV-Serien und Movies, die "Music" der 70th, u.s.w.!

 

Das MIXAGE-Special über die 70th: Die erste Phase der "70er" versuchte zu vollenden, was die 60er Jahre an kühnen Projekten erdacht hatte. Neue Technologien erfassten nahezu alle Lebensbereiche und verstärkten den Glauben an die Zukunft. In der zweiten Phase wurde Zuflucht im Bekannten gesucht; von den großen Träumen war nicht viel geblieben. So schlug ab 1974 der Pendel in die andere Richtung aus: Retro und Nostalgie! Zum ersten Mal nach dem Krieg gab es einen Retro-Look. Mode, Film und Pop entdeckten die 20er und 50er Jahre. Die Geburtsstunde des Rock’n Roll wurde wieder interessant und zeigte sich um 1976 / 77 in Punk und New Wave. Die 70er befanden sich in einer Entscheidungskrise zwischen sozialutopischen Hoffnungen und Umweltkrisen, zwischen Machbarkeitsträumen und Endzeitberechnung.

 

Kunst

Die Kunst der 70er Jahre war zu großen Teilen eine Weiterführung früherer Stile. So zum Beispiel von Pop-Art, Op-Art, Happenings und Minimal Art.
Aber auch neue Stilrichtungen tauchten auf: Der Fotorealismus war Ende der 60er Jahre in New York entstanden und erreichte seinen Höhepunkt in den Siebzigern. Bekannte Vertreter sind Ralph Goings, Duane Hanson und Gerhard Richter. Der Fotorealismus äußerte sich sowohl in der Malerei wie auch in der Plastik.
Ebenfalls neu war die spontane Malerei, die sich von den realistischen Tendenzen und dem Abstrakten nicht beeindrucken ließ. Sie zeichnete sich durch eine expressive Farb- und Formensprache aus und entsprang einer emotionalen Spontaneität. Vertreter der spontanen Malerei sind Maria Lassnig, Max Weiler und Hubert Schmalix.
In Deutschland tauchten in den 70er Jahren die ´Neuen Wildenª auf. Sie malten unbefangen und ohne tiefgreifende geistige Konzepte. Der Name entstand in Anlehnung an den ´Fauvismusª. Vorbereitet wurde diese Entwicklung bereits von Georg Baselitz, der die jungen Maler beeinflusste.
Was man auf keinen Fall vergessen sollte, sind die Seh-Moden-Macher, die Guck-Revolutionäre, die modernen Porträtisten und Überhöher des Schönen, die Körper-Modisten, die neue Frauen- und Männerbilder schufen. Es geht um Fotografen, denn sie operierten mit Details und Dessous, dass es schon in den 70ern eine wahre Freude war! Sie waren der Untergang der Schriftsteller und Autoren, der schreibenden Journalisten und Berichterstatter, denn sie lieferten die Schokolade, von der die Magazinleser als erstes schleckten, ehe sie sich dann bequemten, den Text zu lesen.
Fotografen dominierten und verführten, inspirierten und echauffierten, begeisterten und bewiesen uns allen, dass man nicht an ihnen vorbei kommt.
Dank und Respekt verdienen die Schöpfer des Schönen aus den 70er- und frühen 80er-Jahren, wie Bruce Weber, Herb Ritts, Robert Mapplethorpe, Daffyd Jones, Lance Staedler, Thomas Höpker (STERN-Fotograf), Olivero Toscani (Benetton, VOGUE), Flavio Bonetti, Michael Roberts, Annie Leibovitz, Helmut Newton, Alice Springs (Frau von Helmut Newton), Max Vadukul, Dieter Eikelpoth (VOGUE), Mary Ellen Mark, James Nachtwey, Arthur Elgort.
Auch im neuen Jahrtausend gibt es weltweit wieder Print-Titel, die den Stil der 70er Jahre aufleben lassen, wie das italienische Blatt "Il Giaguaro" von Alessandro Casella oder das deutsche Retro-Magazin "MIXAGE".

 

Architektur

Neben dem Centre Pompidou in Paris finden sich auch Beispiele in Österreich, bei denen die technischen Einrichtungen zu gestalterischen Elementen wurden. Im Eingangsfoyer des Landesstudio Steiermark (Österreichischer Rundfunk) gestaltete Gustav Peichl dicke Abzugrohre aus poliertem Aluminium zu Säulen.
Auch die Filiale der Zentralsparkasse von Günther Domenig wirkt sehr technisch, da die Leitungen offen gelegt sind.
Deutschlands 70er-Jahr-Stadt heißt München, dank der Olypmia-Anlage und der BMW-Hauptverwaltung.
Ein absolutes Favorite-Building in München war das Schwabylon. Ein "funkiges" Pop-Architektur-Objekt in Form eines Maya-Tempels mit der Farbgebung einer "Nimm2"-Tüte, das jeden Pop-Philosophen erfreute. Es wurde oftmals als architektonischer Unfall bezeichnet, für das sich in den 70er Jahren in München nur wenig lebens bejahende Mieter finden ließen (es wurde nach kurzer Blüte wieder abgerissen). Die Politiker der Stadt München bezeichneten das Schwabylon als "bauliche Beleidigung des Stadtbildes"!
Im Schwabylon befanden sich Wohnungen, ein Einkaufszentrum, eine Diskothek und viele andere interessante Einrichtungen.
Noch futuristischer waren andere (unausgeführte) Projekte: Japanische Architekten und der Meeresforscher Jacques Cousteau planten Städte im Meer.
Der Italo-Amerikaner Paolo Soleri träumte gar von einer Stadt in der Wüste.
Buckminster Fuller hatte über eine Glaskuppel für Manhattan nachgedacht, die den Smog fernhalten und ein günstiges Klima schaffen sollte.
Thomas Shannon reichte auch das nicht: er entwarf Luft-Inseln, die in der Atmosphäre schweben sollten. Darauf hätten sich die Menschen zur Erholung zurückziehen können. Mehr dazu unter www.retro76.de

 

Autos

Bereits in den 70ern zeigten die Stilstudien der italienischen Karosserie-Bauer vom Rang eines Pininfarina, Bertone, Ghia oder Giugiaro, dass das Auto der Zukunft nicht mehr viel mit dem der damaligen Gegenwart gemeinsam hatte.
Hinzu kommt, dass der Verkehr mit etwa 20 Millionen zugelassenen Fahrzeugen in der Bundesrepublik einfach traumhaft war; man definiere den Begriff "Stau" in den 70er Jahren!
In der Fachpresse wurde bereits 1978 behauptet, dass stilistische Revolutionen nicht mehr zu erwarten seien.
"Das Auto der absehbaren Zukunft wird schlichter, formal überzeugender und somit funktionell richtiger sein", schrieb der Autor Eberhard Seifert in "Neues Wissen".
Er hat folgerichtig erkannt, dass stilistische Extravaganzen, wie einst die berüchtigten Heckflossen oder mit Chrom verzierte Frontpartien nicht mehr gefragt sind.
Man war sich in Fachkreisen auch darüber bewusst, dass das Auto von morgen weniger Benzin braucht, leiser ist, weniger Schadstoffe in die Luft bläst, und somit umweltfreundlicher sein wird.
Der italienische Design-Papst Pininfarina präsentierte 1975 bereits eine aerodynamische Studie des Ferrari Cr24 mit der Zielsetzung des niedrigen Luftwiderstands im Längs- und Querprofil, des minimalen Auftriebs und der optimalen Innenraum-Belüftung.
Der Cr24, der nie in Serie gebaut wurde, hatte Luftbremsklappen und eine Kunststoff geschützte Karosserie.
In der Fachpresse "Auto-Motor-Sport" war schon 1976 von Turbo-Diesel-Motoren und Airbags die Rede. Opel baute 1977 einen Diesel mit 190 PS, der 250 km/h schnell war (zu jener Zeit war das ein Porsche-Killer)!
Zu jener Zeit waren unsere Autos weder mit Sicherheitsgurten, noch mit Kopfstützen ausgerüstet. In einem Bericht mit dem Titel "Auto der Zukunft" von 1977 stand ein Bericht über den noch unbekannten Airbag:
"Der air-bag oder Luftsack ist eigentlich ein Abfallprodukt der Raumfahrt. Seit Jahren wird der Einbau in Autos diskutiert, um die Zahl der schweren und tödlichen Verletzungen wesentlich herabzusetzen. Um das Für und Wider richtig zu verstehen, muss man wissen, dass der Luftsack im Falle einer Kollision über einen feinfühligen Sensor innerhalb von 30 bis 50 Milli-(Tausendstel) Sekunden aus der Lenkradnabe bzw. dem Armaturenbrett ausgestoßen wird und sich mit einem ungefährlichen Gas, meist Stickstoff, füllt." Man bedenke, dass diese Textzeilen immerhin 25 Jahre zurück liegen.
1973 hat Porsche als zukunftorientiertes Forschungsprojekt ein so genanntes Langzeitauto präsentiert. Klartext: Bei 30% Mehrpreis und einer geschätzten Lebensdauer von 20 Jahren, bzw. 300.000 km Fahrleistung rechneten die Zuffenhausener mit einer Energie-Einsparung von 30% und einer Rohstoff-Ersparnis von 65%.
Im Strukturmodell von Porsche wurde deutlich sichtbar, dass die Karosserie aus Aluminium bestand. In den Aufbau war ein Überrollbügel eingearbeitet und der Flankenschutz in den Türen war ebenso zu erkennen. Träger und Hohlräume des Aufbaues sollten zwecks erhöhter Energieaufnahme mit Kunststoff ausgeschäumt werden (zugleich Korrosionsschutz).
Ford präsentierte zur selben Zeit einen Prototyp eines City-Cars. Das umweltfreundliche Elektroauto wurde immer wieder heiß diskutiert, aber die Batterien waren zu schwer und speicherten zu wenig Energie.
Nun zu den Fahrzeugen, die zu jener Zeit tatsächlich die Straßen pflasterten: Alfa Romeo (Mailand, Italien) hatte in den 70ern die schönsten Designs in Europa zu bieten. Ob Alfasud, Alfasud Sprint, Giulia Nuova, Montreal, Zagato oder Alfetta GTV - die Autos waren sportlich, elegant und form vollendet. Leider war das Image nicht hervorragend, denn der Alfasud mit seinem drehfreudigen Boxer-Motor war gleichermaßen als Rostlaube bekannt.
Audi (damals noch aus Neckarsulm, Deutschland)war mit dem kleinen Audi 50 (eigentlich ein VW Polo) sehr erfolgreich, aber auch der Audi 80 und der Audi 100 waren angesagte Familien-Kutschen.
Autobianchi (Turin, Italien)hatte Mitte der 70er mit dem kleinen A112 großen Erfolg. Das Auto war formschön und vor allem die getunte Abbarth-Version war ein begehrter Flitzer für Menschen mit Geschmack!
BMW (München, Deutschland)war zu Beginn des Jahrzehnts noch mit der 02-Serie erfolgreich. Der 1502 war ein müder Knochen, aber dafür wurde der 2002ti zum brandgefährlichen Spielzeug für Erwachsene.
Mitte der 70er wurde der 3er BMW zum Nachfolger der 02-Serie. Die 5er und 7er waren sportliche Limousinen, und das 6er Coupe (der 630CS brachte es mit seinen 6-Zylindern auf immerhin 215 km/h) wurde zum sportlichen Flaggschiff der Münchner.
Das schönste Modell jener Zeit war der M1, der einem leider nur selten auf den Straßen begegnete. Zuerst wollte die Rennsemmel kein Mensch haben ... und Ende der 80er wurden die wenigen Modelle zu atemberaubenden Preisen gehandelt.
Citroen (Paris, Frankreich) hatte den 2CV im Sortiment. Mit 23 (2CV 4), 28 bzw. 29 PS (2CV 6) war "die Ente" wirklich ein absolut sparsames, und nie aus dem Trend geratenes Fahrzeug auf vier Rädern. Die unzähligen deutschen Spießer haben sich immer über das Studenten-Auto mit Pistolen-Schaltung aufgeregt, aber wer einmal mit dem Zwei-Zylinder gefahren ist, war in der Regel begeistert (ähnlich wie heute bei Smart und Mini).
Einen gewaltigen Image-Zuwachs erhielt die "Ente" durch die TV-Serie Der Bastian mit Holger Jansen (in der Hauptrolle).
Die Modelle Dyane, LN, GS und CX waren weniger aufregend, obwohl der GS Pallas wirklich ein Verkaufserfolg wurde. Formschön war auch der Ami 8 (ein 2-Zylinder-Motor mit 602 Kubik); er sah aus wie die Autoscooter jener Epoche!
De Tomaso (Modena, Italien) baute wunderschöne Automobile.
Ob Pantera oder Longchamp - der lange Zeit in Pesaro lebende "De Tomaso" war ein absoluter Favorite-Designer. Jede einzelne Linie und jedes noch so kleine Detail des Meisters waren formvollendet. De Tomaso zählte neben Pininfarina und Bertone zu den besten Designern Italiens.
Ferrari (Maranello, Italien) kennt jeder und findet fast jeder Auto-Liebhaber schön!
Wer es nicht tut, dem ist vermutlich etwas entgangen, denn es gibt vor allem aus den 70er Jahren einige traumhaft schöne Modelle.
Das gilt nicht für den Dino 308 GT4, aber auf jeden Fall für den 512 BB, für den legendären Daytona und auch für den 365 GT4. Die 12-Zylinder hatten damals einen unvergleichbaren Biss!
Fiat (Turin, Italien)
war vor allem mit den Kleinwagen erfolgreich. Es gab den 126er, den 127er, das Modell 131, 132 und natürlich den sportlichen X1/9, mit abnehmbaren Dach. Das Favorite-Modell der Szene wurde der 124 Pininfarina-Spider.
Ford (Köln, Deutschland)
baute in erster Linie kommerzielle und funktionelle Fahrzeuge. Ob Fiesta, Escort, Taunus, Granada oder Consul ... es waren praktische und zuverlässige Teile. Der Ford Escort war noch in der zweiten Hälfte der 70er Jahre mit Blattfedern ausgestattet — das ist kein Scherz!
Elegant und sportlich zugleich waren die Ford Capri — Modelle; die Capri 1 —Serie aus der ersten Dekade der 70er ist inzwischen fast unbezahlbar geworden!
Im Zeitalter des 70er Jahre Revivals sind sowohl Granada, wie auch Consul extrem angesagt. Von beiden Modell-Varianten sind die Sportsäufer-Versionen (die durstigen 6-Zylinder) mittlerweile Kult!
Innocenti (Milano, Italien) hatten nur den Mini 90 und das Modell Mini De Tomaso im Programm. Beides sind nette Kleinwagen, die mir auch heute noch gefallen. Die De Tomaso-Version brachte es auf 160 km/h ... ganz schön flott, für das Fliegengewicht!
Lamborghini (Bologna, Italien) ist in den 70ern durch den Countach bekannt geworden. Der 12-Zylinder mit seinen knapp 4.000 Kubik brachte es auf 315 km/h (der Porsche-Turbo lag damals bei läppischen 250 km/h) und entpuppte sich als Straßen-Rakete.
Leider blieben die Modelle Espada und Murena fast immer im Hintergrund, obwohl sie ebenso schön waren wie der Countach!
Lancia (Turin, Italien) hatte mit dem Beta Spider 2000 und dem Montecarlo zwei schöne Coupes am Start, wobei der Absatzmarkt in Deutschland nicht so riesig war. Im Rally-Sport war der Stratos erfolgreich. Auch Rally-Weltmeister Walter Röhrl erlangte mit dem Stratos-Coupe einige Siege.
Maserati (Modena, Italien) begeisterte mit dem 8-Zylinder des Kyalami die Freunde des schönen Designs. Der Kyalami lief 240 km/h und zählte zu den elegantesten Sport-Coupes jener Zeit. Die 6-Zylinder Rennsemmel Merak war aber sportlicher und deshalb auch beliebter. Der Merak ist inzwischen ein begehrtes Sammler-Objekt.
Mazda (Hiroshima, Japan) war damals noch nicht besonders erfolgreich in Deutschland. Es ist für Liebhaber von schönen Autos und spritzigen Motoren wirklich nicht einfach, zu japanischen Gefährten eine Beziehung aufzubauen. Detail verliebte Menschen haben es nicht immer leicht!
Mercedes-Benz (Stuttgart, Deutschland) hatte mit der Baureihe W124 (200-300E) in der zweiten Dekade der 70er riesengroße Verkaufserfolge. Die Diesel hatten 1976 eine Lieferzeit von etwa drei Jahren! Der "nagelnde" Diesel war auf allen Straßen zu hören - ein zuverlässiges Fahrzeug!
Die S-Klasse (W116) hatte Stil und zählte zu den elegantesten Limousinen aus deutscher Produktion. Der 8-Zylinder 450 SEL 6,9 erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Wunderschön war natürlich auch das Coupe, z.B. der 350 SL mit Stoffdach oder Hardtop. Der 70er-Jahre Traum aus dem Hause Mercedes wurde der C111 mit Flügeltüren. Die bb-Studie (bb stand für Buchmann-Buchmann in Frankfurt) hatte 375 PS und erreichte eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 319 km/h.
Monteverdi (Basel, Schweiz) hatte einige Edel-Gefährte im Stall. Allem voran die Limousine 375/4, ein traumhaft schnurrender 8-Zylinder! Auf unseren Straßen blieb der Monteverdi dennoch eine Seltenheit. Bekanntheit erreichte das Auto durch den Spielfilm "Car Napping".
Nissan (Tokyo, Japan) ist ebenfalls eine Marke, die robuste und zuverlässige Fahrzeuge produzierte. Über das Design eines Nissan Datsun 120 Y kann man streiten — aber das Unternehmen hatte schon damals Erfolg in Deutschland und dementsprechend wohl funktionstüchtige Fahrzeuge.
NSU (Neckarsulm, Deutschland) brachte mit dem Wankelmotor-Geschoss Ro 80 eines der schönsten Designs deutscher Geschichte auf die Straßen. Das Design war schon damals einzigartig und auch heute ist der Ro 80 noch ein wunderschöner Wagen. Es gibt einige Oldtimer, die nennt man heute tatsächlich Youngtimer, weil sie so exzellent in die aktuelle Retro-Zeit passen, als hätten sie die Designer Pininfarina und Konsorten erst gestern auf dem Reißbrett entworfen.
Zu diesen Schmuckstücken zählt übrigens auch der NSU Prinz TT; ein sportlicher Wagen der Extraklasse, der nach seinem Debüt im Jahre 1967 zu einem Top-Seller der Neckarsulmer wurde. Bis zum Produktionsende 1972 liefen allein von diesem 1200er mit 65 PS über 50.000 Exemplare vom Band. Noch heute sieht man bei einigen Rennsport-Veranstaltungen den Hecktriebler incl. Spiess-Tuning auf den vorderen Ranglisten, denn dieses Geschoß ist wendig, leicht und bis heute nahezu unschlagbar!
Opel (Rüsselsheim, Deutschland) baute zuverlässige Fahrzeuge für das Volk! Die Modelle Kadett, Rekord, Ascona und Manta waren allgegenwärtig und ziemlich erfolgreich. Die Hochburgen für getunte Opels kamen erst in den 80er Jahren zum Vorschein (die befanden sich in Bergheim sowie in und um Regensburg. Es gab wirklich keinen Tuning-Fauxpas, den man nicht zwischen Schwandorf, Kelheim und Viechtach vorfinden konnte).
Augenblicklich angesagt sind die alten Opel Rekord. Wunderschön sind die Modelle Kapitän und der Diplomat. Dass die restlichen Modelle irgendwann mal angesagt sind im urbanen Retro-Dschungel, ist durchaus möglich!
Peugot (Paris, Frankreich) brachte mit dem 104 ZL Coupe einen schnuckeligen Kleinwagen auf die Straße; mit dem 504 eine Limousine und mit dem 604 eine exklusive Familienkutsche. Die Wagen waren zuverlässig und erfüllten den Zweck, sich von A nach B zu bewegen. Ob es eine andere Philosophie gab, kann ich nicht beurteilen.
Porsche (Zuffenhausen, Deutschland) baute schon immer das edelste Gefährt aus deutschem Lande: Den 911er !!!
Egal ob als geschlossenes Coupe, als Targa oder als Turbo-Version; der 911 war schon damals "der Porsche".
Das Fake-Modell 924 mit 4-Zylinder Audi-Motor war auch ganz witzig, aber ein Porsche war das nie! Interessant vom Design war das Modell 928 — vermutlich das erste Serienfahrzeug ohne sichtbare Stoßfänger!
Renault (Paris, Frankreich) erreichte gute Verkaufszahlen mit dem R4, dem R5 und auch mit dem R14. Der R16 war so ziemlich das erste Fließheck; er kam 1968 auf den Markt (wurde bis Ende der 70er gebaut). Das war der Vorreiter des VW Golf. Renaults waren allesamt sparsam und praktisch. Auch wenn man sie nicht besonders schön fand, konnte man echt nichts dagegen halten, denn die Franzosen hatten nie aufdringliche Autos, über die man sich ärgern musste.
Saab (Schweden) das waren diese bulligen Schweden-Autos. Der Saab 99 war eines dieser Gefährte, über die man nur wusste, dass sie sicher sind (falls es mal kracht). Vermutlich hatten alle Saab-Fahrer in den 70ern einen grauen Vollbart und sahen aus wie Physik-Lehrer oder Meeres-Forscher.
Skoda (Ceskoslovensko) war Weltmeister im Luft verpesten. Das glaubt heute kein Mensch mehr, aber die Teile haben gestunken wie die Pest. Ob Skoda 110 R oder 120 L - beide Wagen waren sehr eigenartig vom Design. Diese Gefährte waren als Teilnehmer bei jeder Rallye zu sehen! Man konnte sie noch riechen, als sie schon zehn Minuten außer Sichtweite waren. Keine Ahnung, warum die nicht im Guiness-Buch der Rekorde stehen.
Toyota (Nippon) war auch eine der Marken, von der man wusste, dass sie zuverlässige Fahrzeuge bauen. Der Corolla 1200 hatte ein sehr eigenartiges Design ("Nichts ist unmöglich", ein absolut treffender Slogan, den damals leider noch niemand kannte). Der Celica GT war optisch auf jeden Fall akzeptabel.
Land Cruiser waren damals die einzigen Geländewagen in Deutschland! Vielleicht war die Marke deshalb auch interessant, weil man nur selten so einem Gefährt begegnet ist zu jener Zeit.
Volkswagen (Wolfsburg, Deutschland) war die Historie, die mit dem Käfer begann und in den 70ern mit Polo und Golf fortgeführt wurde. Es gab den K70, den Passat, den Derby und den Scirocco, aber der Golf war ab Mitte der 70er Jahre der Renner bei VW.
Der Golf ist seit der ersten Serie ein gelungenes Auto für Menschen aller Klassen. Der Verkaufspreis lag 1976 noch bei etwa 7.500 Mark ... und kein deutsches Fahrzeug hat bis heute eine vergleichbare Wertstabilität am Gebrauchtwagen-Markt erreicht wie das Fließheck aus Wolfsburg.
Der Golf hat seit 1976 das beste Image, das man sich als Automobilbauer wünschen kann und ist seit dieser ersten Serie ein Fahrzeug mit einem extrem zeitgemäßen Design.
Volvo (Göteborg, Schweden) hat fast immer fette Schlitten gebaut. Der 66 GL war das kleine Geschoß, aber der 244 DL und auch der 264 GL waren diese Elefanten-Autos! Man sprach irgendwann mal vom sichersten Auto der Welt — und das kann man sich gut vorstellen. Volvo-Fahrer waren früher fast immer diese Formel-Wisser (sie waren männlich, hatten einen grauen Vollbart, haben ausgesehen wie Professoren der Bereiche Chemie-, Physik- oder Mathematik. Sie hatten den "Spiegel" im Abo (seit ihrer Studentenzeit) und wussten all das, was man nicht wirklich wissen muss! Mehr dazu auch unter www.retro76.de

 

Airlines

Bevor wir mit den Airlines beginnen, wollen wir ein paar Daten der 70er Jahre Luftfahrt festhalten: 1972 fand der Jungfernflug des Airbus A 300 statt. 1976 nahm die Concorde Liniendienst auf.

Das Überschallflugzeug Concorde, das mit 2.200 km/h um den Erdball rast, ist ein 100-Sitzer, der pro Flugstunde 25 Tonnen Kerosin verbraucht. Das ist viermal soviel wie ein Airbus mit 265 Sitzen. Ein Flug über den Atlantik mit der Concorde kostet bereits in den 70ern dreimal soviel wie mit dem Jumbo. Die Concorde ist zu teuer, macht dabei aber eine extrem gute Figur. Neben British Airways hat auch Air France ein paar Concorde gekauft. In Deutschland darf das Edelteil aus verschiedenen Gründen weder starten noch landen!

Natürlich gab es die Lufthansa und es gab auch Condor (damals waren die 737 von Condor noch nicht lackiert, sondern ganz edel "silber". Das war wesentlich kostengünstiger für die Airline, denn die Teile waren einfach unlackiert; einen Jet zu lackieren kostet ein kleines Vermögen).

Eine deutsche Airline aus Frankfurt am Main war besonders erfolgreich: die Germanair!

Die Germainair war 1975 mit einer Flug-Sitzplatzkapazität von 950 Plätzen die größte privatwirtschaftliche Fluggesellschaft in der Bundesrepublik. Seit 1964 flogen die Maschinen für namhafte Reiseveranstalter in den Süden. Die Flotte umfasste zu guten Zeiten 9 Jets; Vier Maschinen des Typs Super BAC 1-11/500, vier Fokker F 28 und ein Airbus A 300. Das Unternehmen beschäftigte 48 Kapitäne, 50 Co-Piloten und 130 Flugbegleiter.

Eine Mannschaft äußerst qualifizierter Techniker sorgte in einer eigenen Wartungshalle in Frankfurt für die Sicherheit der geilen Flieger mit den orangefarbenen Sitzen.

Germanair ist seit Anfang der 80er Jahre nicht mehr auf dem Markt, aber beschäftigte 1976 noch 470 Angestellte. Mehr dazu unter www.retro76.de

 

Musik

Die siebziger Jahre begannen tragisch. Kurz hintereinander starben Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morisson und die Beatles trennten sich!

Der Disco-Sound fegte durch die Gassen. Abba gewannen mit "Waterloo" den Grand Prix der Eurovision. Die Youngster tanzten zu Penny McLeans "Lady Bump" und einige wollten schon damals mit Jürgen Drews ins "Bett im Kornfeld".

Julio Iglesias war nicht der Freund von Szene-Gängern, die Schlaghosen und hohe Plateau-Sohlen trugen.

Elvis Presley starb am 16. August 1977. Innerhalb einer Woche kamen seine Songs zurück an der Spitze der amerikanischen Hitlisten.

Trotz allem war das Jahrzehnt der Supergruppen angebrochen; zehntausende von Fans strömten zu ihren Live-Konzerten. Der typische Disco-Sound hatte 120 BPM (Beats Per Minute) ... also problemlos zu kombinieren mit der heutigen House-Music.

Der erfolgreichste Soundtrack aller Zeiten entstand ebenfalls in den 70ern; es war "Saturday Night Fever" zum Film mit John Travolta und Olivia Newton-John. Über 50 Millionen Exemplare davon wurden weltweit bis heute verkauft.

Wichtige Namen: Abba, Aerosmith, Alexandra, Louis Amstrong, Bachman Turner Overdrive, Baker Selection, Russ Ballard, Barclay James Harvest, Count Basie, Shirley Bassey, Bay City Rollers, The Beach Boys, The Beatles, Bee Gees, Bellamy Brothers, Chuck Berry, Ritchie Blackmore, Black Sabbath, Barry Blue, Boney M., David Bowie, Brick, James Brown, Donald Byrd, The Carpenters, David Cassidy, Cher, Chicago, Chi-Lites, Eric Clapton, Jimmy Cliff, Climax Blues Band, Joe Cocker, Lyn Collins, Commodores, Alice Cooper, Creedence Clearwater Revival, Crosby Stills Nash & Young, Crusaders, Miles Davis, Spencer Davis Group, Sammy Davis Junior, Deep Purple, Dr. Feelgood, Fats Domino, Doobie Brothers, The Doors, Carl Douglas, Drifters, Bob Dylan, Eagles, Earth Wind And Fire, Electric Light Orchestra, Duke Ellington, Emerson Lake & Palmer, Davis Essex, Everly Brothers, Fancy, Frank Farian, Bryan Ferry, Ella Fitzgerald, Fleetwood Mac, Four Tops, Peter Frampton, Aretha Franklin, Art Garfunkel, Gloria Gaynor, Genesis, Garry Glitter Band, Greateful Dead, Al Green, Bill Haley, Albert Hammond, Herbie Hancock, Harpo, Isaac Hayes, Jimi Hendrix, Billie Holiday, The Hollies, Hot Chocolate, Les Humphries Singers, Isley Brothers, Jackson Five, Millie Jackson, Al Jarreau, Jethro Tull, J. Geils Band, Billy Joel, Elton John, Quincy Jones, Tom Jones, Janis Joplin, Journey, Kansas, K.C. and The Sunshine Band, John Kincade, B.B. King, Gladys Knight & The Pips, Kool And The Gang, Kraftwerk, Su Kramer, Kris Kristofferson, Labelle, James Last, Led Zeppelin, John Lennon, Jerry Lee Lewis, Little Richard, Maggie Mae, Manhattan Transfer, Manfred Mann`s Earthband, Peggy March, Bob Marley, Curtis Mayfield, George McCrae, Penny McLean, The Meters, Sonny Jones, Backyard Heavies, Eddie Bo, Betty Harris, Clemon Smith, Skip Easterling, Willie West, Roger & The Gypsies, Allen Toussaint, Robert Parker, Middle of the Road, Bette Midler, Steve Miller Band, Manfred Morgan, Mungo Jerry, Nazareth, Randy Newman, Olivia Newton-John, Ohio Players, The O`Jays, Mike Oldfield, The Osmonds, Gilbert O`Sullivan, Passport, Billy Paul, Pink Floyd, Mel Sanders, The Pointer Sisters, Elvis Presley, Billy Preston, Pussycat, Suzi Quatro, Queen, The Rattles, Otis Redding (1967 bei Flugzeugabsturz gestorben; Erfolge kamen in den 70ern), Smokie, Smokey Robinson, Sailor, Santana, Leo Sayer, Scorpions, Ricky Shayne, Showaddywaddy, Silver Convention, Carly Simon, Simon & Garfunkel, Slade, Percy Sledge, Dusty Springfield, Bruce Springsteen, Alvin Stardust, Edwin Starr, Status Quo, Steely Dan, Steppenwolf, Cat Stevens, Rod Stewart, Stylistics, Donna Summer, Supermax, Supertramp, Supremes, The Sweet, Temptations, Ten CC, Thin Lizzy, Peter Tosh, Ufo, Uriah Heep, Wallenstein, Grover Washington jr, Waterloo & Robinson, Barry White, The Who, Wishbone Ash, Bill Withers, Bobby Womack, Stevie Wonder, Yes, Neil Young, Frank Zappa. Und es gab natürlich noch unzählige weitere Künstler und Formationen, aber die englisch singende Zunft war in Deutschland überall zu hören! Mehr dazu auch unter www.retro76.de

 

Mode

In den Siebzigern wurde die Mode lässiger, unkomplizierter und origineller.

Die Freiheiten der sechziger Jahre brachen nun vollends auf. Nichts war zu kurz, zu knapp, zu bunt oder zu stark gemustert. Alles wurde übertrieben: Revers, Manschetten, Ärmel, Aufschläge, Krawatten, Kragen und Blumenmuster waren total angesagt!

Speziell in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre bekam die Mode viele Gesichter: Verwandlungen und Verkleidungen wie ´China-, Piraten-, Russinnen-Lookª kamen auf.

Mitte der siebziger Jahre konnte dann die Öko-Bewegung nicht mehr länger ignoriert werden. Die Modezeitschriften lieferten Anleitungen zum Selbermachen (liebe Grüsse an Anne Burda) von Patch-Work, Batik und Stricken.

Typische Bekleidung der Alternativen: Gesundheitssandalen, Latzhosen oder Overalls, Hemden aus natürlichen Materialien und selbst gestrickte Pullover. Ein ganz anderer Stil hingegen war die Disco-Kleidung, in die Jugendliche zu mitternächtlicher Stunde schlüpften. Die Disco-Ära ist immer noch genial. Weniger schön war der starke Ausschlag für die Kleidung der Punks; das war in etwa 1977!

Die Modeschöpfer brachten originelle Modelle, Ideen und Anregungen. Aber die Käufer bestimmten, was Mode wird.

Zu Beginn des Jahrzehnts hielten die Frauen an der Mini-Länge fest, obwohl die Haute Couture immer wieder wadenlang als neue Länge propagierte.

Ist das nicht genial? Die Menschen haben sich nichts diktieren lassen und hatten eine eigene Meinung und einen eigenen "guten Geschmack!"

 

Nostalgie-Welle

Auf die Mode früherer Zeiten zurückzublicken, galt als äußert schick. Die ersten Anhänger der Nostalgie-Welle kauften ihre Kleider und Accessoires in Trödelläden. Die Modeindustrie lieferte Imitationen aus vergangenen Jahrzehnten. Zu dieser Zeit kleideten sich Teenager wie Dreißigjährige.

 

Romantik-Look

Die Nostalgie-Welle brachte nicht nur Verruchtes und Vampartiges, sondern auch verspielt Romantisches. Wadenlange Kleider aus weißem Leinen, Baumwollkrepp und knöchellange Röcke mit üppigen Volants. Die jungen Frauen gaben sich verhüllt in Rüschenblusen mit Stehkragen, aber auch freizügig in Trägeroberteilen, die wie Mieder aus Ur Großmutters Zeiten gearbeitet waren.

Der Folklore-Look der Haute Couture brachte nicht den erwarteten sensationellen Erfolg in der Massenmode. Trotzdem blieb dieser Stil bis 1980 aktuell. Der Markt wurde überschwemmt mit mexikanischen Ponschos, peruanischen Mützen und Handschuhen, bestickten Bauernblusen und bunten, lang befransten Bauerntüchern.

 

Punk

Der Punk-Stil (vom englischen: mies, hässlich) entstand in Londons Hinterhöfen. Ursprünglich war dies ein Protest-Stil der Punks gegen die Bekleidungsindustrie und die Mode-Medien.

Obwohl der Punk-Stil bereits 1977 erstmals durch die Presse ging, verbreitete er sich nicht sofort. Die kurze Stachel-Frisur, grellbunt gefärbte Haare, Sicherheitsnadeln in Wange und Ohr, Hundeketten und schwarze Nappalederkluft mit zerschlissenem T-Shirt darunter lösten in der Bevölkerung einen zu großen Schock aus. Es dauerte bis Anfang der achtziger Jahre, als viele, auch nicht dieser Kultur angehörende Jugendliche, sich als Punks anzogen.

Der Look wurde in den achtziger Jahren von Modeschöpfern zum Military-Look, Löcher- und Fetzen-Look gemacht.

 

Feministisch

Junge und zunehmend auch ältere Frauen im Umfeld der Frauenbewegung kleideten sich in Cordhosen, Jeans oder relativ weiten, ´indischenª Stoffen. Im Sommer trugen sie T-Shirts und Blusen, im Winter Pullover, dazu Clogs, Halbschuhe oder Boots.

Die Frauenbewegung entwickelte eine eigene Modesprache, die sich vor allem in der Farbe lila, hennarotem Haar und Latzhosen äußerte.

Kleider und Röcke spielten kaum eine Rolle: der sonst oft getragene Minirock schien seine Trägerinnen zu Sexualobjekten zu machen; ebenso die Hot-Pants.

Die Vermischung männlicher und weiblicher Kleidungsstücke war eine andere Facette der Aufnahme der Emanzipationsbewegung. Die Hosenanzüge und Kostüme hatten vor allem bequem zu sein. Ebenso der Büstenhalter, der mit folgendem Werbespruch verkauft wurde: ´drückt nicht, zwickt nichtª. Ein Jahrzehnt zuvor hatte er noch gelautet: ´So gefallen Sie Ihrem Mannª.

Gegen Ende der siebziger Jahre entstand dann eine Art Managerinnen-Look: gestylte Frauen mit breiten Schultern, im Kostüm statt im Hosenanzug. Sie wurden sogar für nicht berufstätige Frauen zur modischen Orientierung, um Stärke auszudrücken oder sich diese wenigstens vorstellen zu können.

 

Disco

Gegen Ende des Jahrzehnts etablierte sich für die Disco eine unkonventionelle bis extrovertierte Mode. Die weibliche Jugend trug als Oberteil Bodysuit, Trägerhemdchen mit Spitzeneinsatz oder Paillettenbestickung. Dazu gehörte ein hoch geschlitzter, hautenger Rock, Satinstretchhose, Boxershorts oder enge Röhrenjeans und flache Ballerinas oder Stiefeletten. Fluoreszierende Stoffe oder glänzende Materialien mit Metalleffektgarnen, Steinchen oder Pailletten verziert, wurden bevorzugt. Die Disco-Mode war "schick und schrill".

 

Schuhe

Der Schuh rückte ins modische Blickfeld. Neben den — eher bodenständig-praktischen — Clarks und Clogs galten in den siebziger Jahren vor allem Plateauschuhe als der letzte Schrei. Alle angesagten Pop- und Rocksänger, von ABBA bis Elton John trugen Schuhe mit super hohen Absätzen. Das Original-Modell wurde von der britischen Designerin Barbara Hulanicki für eine Londoner Boutique entworfen. Obwohl die Ärzte immer wieder vor Rückgratschäden warnten, waren Plateauschuhe sowohl bei Frauen als auch bei Männern überaus beliebt.

Es gab auch Schuhe mit Keilabsätzen, besonders Leinenschuhe mit Flechtwerk waren im Sommer angesagt.

Mit Stiefeln, nicht nur im Winter, sondern auch im Frühling und Herbst, waren die Frauen und Männer jedes Jahr gut beraten. Neben hochhackigen City-Stiefeln gab es winterfeste Tundra-Stiefel mit warmer Lammfellfütterung. Ideal für den Winter waren auch die Moonboots. Teenager trugen eine Art Westernstiefel mit Steppnähten zu Jeans.

 

Bademode

Die Bademode befreite sich endgültig von jedem Zuviel an Textilien. Mit den Mini-Bikinis war man beim Feigenblatt, beziehungsweise beim Lendenschurz angelangt. Die Büstenhalter hatten keine Einlagen oder Verstärkungen mehr und die Höschen wurden seitlich nur mit einer dünnen Schnur zusammengehalten.

Für nahtlose Bräune garantierten die 1972 aufgekommenen "Piz Buin"-Suntex-Bikinis. Sie bestanden aus sonnendurchlässigem Stoff und ließen in nassem Zustand auch unliebsame Blicke durch.

Wen selbst das Wenige an Textilien störte, der konnte bereits in den mondänen Badeorten, wie etwa an der Côte d’ Azur, das Oberteil ablegen und sich ´oben ohneª sonnen.

 

Jeans

Jeans zählten jedes Jahr zur Grundausstattung. Und weil sie alle trugen, verlor die Jeans an Symbolgehalt. Die Jeansträger waren nun individuelle Personen. Sie hatten kein gemeinsames Ziel mehr wie in den Sechzigern, wo es um einen Protest der Jugendlichen ging.

Jeans hatten keine nationalen, altersmäßigen oder sozialen Grenzen und wurden von Frauen und Männern getragen.

Blue Denim wurde zum Material für jeden Zweck. Bikinis, Shorts, Bermudas, Overalls, Röcke, Jacken und Mäntel wurden daraus hergestellt und auch Möbel oder Wände damit überzogen.

Jeans unterliegen aber auch dem modischen Wandel. In den siebziger Jahren wechselte sich die hellblaue, bestickte Jeans mit der dunkelblauen ab. Die Beine der Blue Jeans wurden hochgekrempelt und dazu kindliche Ringelsöckchen getragen (einfach grauenhaft!).

Später wurde der Schlag größer und verdeckte schließlich den ganzen Fuß. Nur Becken und Hüfte blieben in jedem Fall eng.

1976 kam die Röhrenjeans auf, die vor allem den Po betonte.

Erst die Nostalgie-Welle und der Punk der späten Siebziger führen die Jeans zum ursprünglichen Schnitt und zum Mythos der Rebellen zurück.

 

Hosen

Ungeachtet von Modestilen und Rocklängen stellten Hosen eine für jede Gelegenheit passende Kleidung dar. Niemand hätte mehr daran gedacht, an ihnen Anstoß zu nehmen. Als Anfang des Jahrzehnts der Kampf um die Kleidlänge entbrannte, griffen viele Frauen zur Hose. Von Hotpants und mini-kurzen Glockenhosen bis zu Knickerbockern aus Strick- und Wollstoffen reichte die Skala der Formen. Nicht zu vergessen: Die zeitlosen Hosen im Herrenstil, die auf der Hüfte saßen. Overalls aus grobem Leinen oder Jeansstoff und Latzhosen fanden Anklang. Schlosser- und Monteuranzüge waren Mode geworden.

Am typischsten für die siebziger Jahre ist wohl die unter den Namen Schlag-, Glocken-, Twist- oder Trompetenhose bekannte Hose: tief sitzend, bis zu den Knien eng und zu den Füssen hin stark verbreitert und bevorzugt mit knallengen Pullovern getragen.

Die Jeansausführung der Glockenhose sah man besonders häufig bei Happenings und Demos. Allen Modellen war, unabhängig vom verwendeten Stoff, gemein, dass man die unter der Glocke stehenden Plateauschuhe nur erahnen konnte.

 

Hotpants

1972, als man in punkto Kleidlänge unentschlossen war, sah man neben Mini-Kleidern auch für den Alltag Shorts.

Hotpants - die ´heißen Höschenª - wurden der große Modeschlager für die Jugend.

Hotpants waren nicht nur eine Ferienmode; mutige Teenager trugen sie aus Strickstoff sogar in der kühleren Jahreszeit. Es gab auch Hotpants für den Abend aus Samt, Lurex oder Brokatstoff.

Halblange Röcke wurden oft mit hohem Schlitz versehen, so dass beim Gehen das Bein sichtbar blieb und die Hotpants darunter hervorschauten.

 

Röcke

Dreimal (das erste Mal bereits 1969) versuchten Modedesigner, eine wadenlange Kleid- und Mantelmode einzuführen. Aber zweimal konnte sich der Mini durchsetzen.

Die Mini-Mode wurde als jugendlich und praktisch angesehen. Frauen wollten nicht wie ihre Großmütter aussehen. Dennoch hatte es im Winter 1970 / 71 den Anschein, als sei die Mini-Länge vorbei. Doch im darauf folgenden Sommer kehrten die Frauen wieder zum Mini zurück und dies auch noch 1973. Erst die Nostalgie-Welle machte endgültig Midi zur allgemeinen Rocklänge.

Ein Kompromiss zwischen kurz und lang waren Röcke im Schlitz-Look, die ein voller Erfolg wurden. Die midi-langen Röcke waren vorne offen und wurden teilweise von der Taille weg nur halb zugeknöpft. So blieb beim Gehen das Knie sichtbar. Mehr dazu auch im Internet unter www.retro76.de!

 

Kultmarken

Retro-Symbole all over! Harley Davidson, Lucky Strike, Coca-Cola und Levi`s zählen laut einer Umfrage (unter mehr als 1.300 representativ ausgewählten Haushalten des Emnid-Instituts in Deutschland) zu den angesagtesten Kult-Marken der USA.

91 Prozent der Befragten erkennen auf Anhieb eine Coca-Cola-Flasche am Aussehen sowie am Logo (ist ja auch kein Wunder, dass sich Wodka-Säufer nicht mehr an die Form der Flasche erinnern).

Der weiße, verschnörkelte Schriftzug auf rotem Grund gilt nicht umsonst als der bekannteste Markenname der Welt (die "Business-Week" beziffert den Wert der Marke mit 69,6 Milliarden Dollar).

Die Eigenschaften, die eine Marke zum Kult machen sind Charakteristika wie "unverwechselbar", "originelle Werbung", "Lebensgefühl" und "Produkt-Design".

Typisch bei Kultmarken ist vor allem die Beständigkeit und Dauerhaftigkeit in unserer beschleunigten Warenwelt. Es gibt eben zum Glück noch Marken, die so gut wie nie den kurzfristigen Modeschwankungen unterliegen. Es sind Marken, die eine eigene, unverwechselbare Geschichte haben; sie zeigen oft auch eine gewisse Gruppen-Zugehörigkeit und grenzen ab vom Gewöhnlichen und Langweiligen!

Es liegt auf der Hand, dass auch die Deutschen gezielt zu Traditions-Marken wie Nivea, Milka, Nutella, Bifi, Pril, Pfanni, Magie, Brand-Zwieback, Afri-Cola, Klosterfrau Melissengeist oder Hohes C greifen.

Das Lebensgefühl, das eine echte Marke transportiert, kann eine Supermarkt-Hausmarke sicherlich nicht ersetzen. Und einige Kunden werden auch künftig gerne bereit sein, etwas mehr zu berappen, wenn sie dafür die "Aprilfrische", das "Kuschelweich", oder das "Wohlfühlaroma" bekommen.

Die wenigsten Konsumenten wissen übrigens, dass unsere inzwischen wieder geliebte "Afri-Cola" eine deutsche Marke ist. Diese koffeinhaltige Brause wurde 1931 vom Kölner Limo- und Likörfabrikanten Karl Flach auf den Markt gebracht und war nach dem Krieg das meistgetrunkene koffeinhaltige Gesöff.

Im Jahr 1968 war eine ganze Generation im "Afri-Cola"-Rausch!

Junge Menschen, die sich von den USA wegen des Vietnamkriegs distanzierten, entdeckten sie als einzige erfrischende Alternative zur Coca-Cola. In dieser Zeit, der so genannten three letter words (Apo, Pop und Sex) traf die "Afri"-Kampagne exakt den Lebensnerv der Szene-Gänger.

Das Retro-Revival ist enorm. In der Automobilindustrie wird der Trend ebenso deutlich: Volkswagen hat den Käfer zum "New Beetle" recycelt, BMW brachte den neuen "Mini" (für mich die schönste Retro-Verwandlung), Chrysler den Plastik-Bomber "PT Cruiser" und Ford lässt in den USA den FT 40 wieder auferstehen (ein schönes Gefährt; die Nachfrage ist enorm - aber leider auch der Preis).

 

Rundfunk / Fernsehen

TV:

Fernsehen bestand zu jener Zeit aus drei, bis maximal fünf öffentlich-rechtlichen Programmen (hinzugerechnet waren hier schon ORF1 und ORF2, die man in Süddeutschland teilweise empfangen konnte). Die 1954 auf Sendung gegangene ARD musste das Monopol übrigens erst 1963 mit dem ZDF teilen.

Es gab die "Tagesschau" (seit 1952), es gab "Das Wort zum Sonntag" (seit 1954), es gab "Panorama" (seit 1957) und die "Sportschau" (seit 1961).

Der absoluter Renner waren die Serien "Tarzan" (mit Ron Ely, damals noch s/w), "Daktari", "Bonanza", "Flipper", "Pan Tau", "Lassie", "Pippi Langstrumpf", "Der rosarote Panther", "Raumschiff Enterprise", "Wickie", "Die Sendung mit der Maus", "Morc vom Orck", "Barbapapas", "Der große Preis", "Am laufenden Band", "Was bin ich?", "Dalli-Dalli", "Spiel ohne Grenzen", "Montagsmaler", "Die Straßen von San Francisco", "Der Kommissar", "Kung Fu", "Der Alte", "Derrick", "Musikladen", "Rockpalast", "Disco" (jeden Samstag Abend) und noch vereinzelt ein paar andere Serien, bzw. Shows.

Die Fernseh-Gesichter zählten fast zur Familie in den 70ern, denn sie begleiteten uns über viele Jahre (heute kennt man noch Gottschalk und den Jauch - das war`s dann aber auch).

Es gab Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Hans Rosenthal, Rudi Carrell, Siegfried Lowitz, Horst Tappert, Wim Toelke, Ilia Richter und Manfred Sexauer.

Das Interesse der Bevölkerung konnte man damals durchaus noch wecken! Die Menschen waren neugierig und hatten Freude in den Augen. Als 1970 der Streifen "Flucht in die Sahara" mit Joachim Fuchsberger und Götz George ausgestrahlt wurde, saßen 12,9 Millionen Zuschauer gespannt zuhause vor dem Bildschirm.

 

Kino:

Eine ganze Reihe von Filmen aus den 70er-Jahren behandelte die aktuellen Geschehnisse. So war der Vietnamkrieg häufig Thema (z.B. bei ´Die durch die Hölle gehenª und ´Apocalypse Nowª).

Hollywood wurde von jungen Regisseuren erobert. Sie drehten eine Handvoll Filme, die enorme Summen einspielten.

Die Oscar-Verleihung erlitt einen Dämpfer, als George C. Scott 1970 eine Auszeichnung für ´Patton — Panzer nach vornª ablehnte.

Zudem schickte Marlon Brando 1973 eine Indianerin zur Preisverleihung — um seinen Oscar in ´Der Pateª entgegenzunehmen. Diese überbrachte die Nachricht, dass Brando die Filmindustrie verurteile, ´weil sie den Indianer degradiert und aus seiner Rolle eine Farce macht…ª.

Neben Hollywoods Großproduktionen nahmen auch Europas Filmemacher ihre Chancen wahr. Der ´Junge Deutsche Filmª der 60er Jahre hatte sich zum ´Neuen Deutschen Filmª gewandelt. Trotzdem konnte der Zuschauerschwund nicht gebremst werden und der deutsche Film wurde durch ein Gesetz finanziell unterstützt.

In dieser Zeit entstanden auch Produktionen wie die Schulmädchen- und Hausfrauen-Reports, die Grüsse aus der Lederhose und ähnliche.

Der Italiener Luchino Visconti, der 1976 starb, nahm mit seinem Alterswerk ´Tod in Venedigª Abschied vom Kino.

Mit ´Die 120 Tage von Sodomª löste Pier Paolo Pasolini (1975 ermordet) einen Riesenskandal aus.

Kultfilme dieser Zeit:

Mad Max (1978), The Rocky Horror Picture Show (1974), Harold und Maude (1971), Blues Brothers (1979).

Katastrophenfilme dieser Zeit:

Erdbeben (1974), Airport (1980), Flammendes Inferno (1974), Höllenfahrt der Poseidon (1972).

Skandalfilme dieser Zeit:

Die 120 Tage von Sodom (1975), Im Reich der Sinne (1976), Der letzte Tango in Paris (1972).

Boxerfilme dieser Zeit:

Der Champ (1979), Wie ein wilder Stier (1979), Rocky I (1976), Rocky II (1978).

Science-Fiction dieser Zeit:

Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977), Krieg der Sterne (1977), Star Trek — der Film (1979).

Musikfilme dieser Zeit:

New York, New York (1977).

Komödien dieser Zeit:

Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh (1972), Extrablatt (1974),

Iss’ was, Doc? (1972).

Horrorfilme dieser Zeit:

Der Exorzist (1973), Shining (1979), Der weiße Hai (1974), Halloween — Die Nacht des Grauens (1978).

Antikriegsfilme dieser Zeit:

Apocalypse Now (1979), Die durch die Hölle gehen (1978), Coming Home — Sie kehren heim (1978).

 

Serien:

Im Fernsehen liefen geniale Serien in den 70ern, die ich noch immer genial finde. Ob Paulchen Panther, Biene Maja, Wickie, Barbapapa, Pippi Langstrumpf, Morc vom Orck oder Raumschiff Enterprise ... es war ein Traum, zu jener Zeit ein Kind zu sein!

Biene Maja

Seit ihrem ersten Fernsehauftritt 1976 ist Biene Maja allgegenwärtig. Sie entwickelte sich zu einem Exportschlager. Die Fernsehserie mit ihren insgesamt 104 Folgen war und ist ein absoluter Hit bei den Kindern. 1977, also ein Jahr nach dem Start der TV-Serie, folgte ein Kinofilm.

Biene Maja ist natürlich keine gewöhnliche Biene. Bevor die immer fröhliche und aufgeweckte Maja ihre ersten Flügelschläge macht, stellt sie schon allerhand kluge Fragen und interessiert sich zur großen Verblüffung ihrer Lehrerin Kassandra für ihre Umwelt. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem faulen Willi, erlebt sie unzählige lustige und gefährliche Abenteuer. Neben Willi steht ihr auch immer Flip, der Heuschreck zur Seite und rettet die beiden aus manch brenzliger Situation.

Wie groß die Liebe zum schwarz-gelben Summer ist, zeigte sich bereits bei der Erstausstrahlung 1976. Nach den ersten Folgen bestürmten die Kinder das ZDF, die Maja nicht dauerhaft im Filmstock überwintern zu lassen; mit Erfolg, denn die Biene fliegt und fliegt und fliegt.

Raumschiff Enterprise

´Der Weltraum — unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.ª

So begann in meinem Geburtsjahr 1966 die erste Folge von ´Raumschiff Enterpriseª (Star Trek), und so sollten auch die nächsten 78 Folgen beginnen. Bei uns wurde die TV-Serie ab Anfang der 70er Jahre ausgestrahlt und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Kult, der bis jetzt anhält. Heute gibt es weltweit tausende ´Trekkiesª, die alles wissen und alles sammeln, was mit ´Raumschiff Enterpriseª zu tun hat, und sich regelmäßig zu Treffen ´beamen`.

Barbapapas

Wer erinnert sich nicht an sie — die putzigen, kugelrunden Barbapapas, die ab Mitte der 70er Jahre über den Bildschirm flimmerten.

Erfunden wurden die Barbapapas einige Zeit früher: Ende der 60er Jahre begegneten einander in Paris in einem kleinen Café die französische Architekturstudentin Annette Tison und der amerikanische Biologie-Lehrer Talus Taylor. Sie schufen zusammen erste Skizzen der kleinen, pastellfarbenen Phantasiefiguren.

1970 veröffentlichten sie ihr erstes gemeinsames Buch unter dem Titel ´Barbapapa`. Die auf dem Buch basierende Zeichentrickserie wurde 1974 gedreht und in ganz Europa mit großem Erfolg ausgestrahlt. Fortan kannte sie bald jedes Kind, die Familie Barbapapa:

Barbapapa, Barbamama, Barbabella, Barbaletta, Barabarix, Barbawum Barbabo, Barbakus und Barbalala.

1995 sind die Barbapapas nochmals aufgetaucht: als Bilderbuch mit dem Titel ´Barbapapas Ferien`.

 

Print:

Es gab die Bild-Zeitung, TV-Programmzeitschriften wie TV Hören und Sehen, Funk Uhr, Gong, Hörzu und ein paar andere Blätter! Es gab natürlich auch den "Spiegel", den "Stern", die "Quick", die "Bunte" und selbstverständlich die ewig junge "Bravo" (die gibt`s übrigens seit 1956).

Später kamen dann noch PopRocky, Freizeit-Magazin und ähnliche Blätter hinzu, aber die Bravo war das Blatt der Szene.

"Twen" (aus dem Axel Springer Verlag) war das edelste Szene-Blatt im Lande. Interessante Geschichten, wunderschöne Fotos von traumhaften Frauen ... ein Gesamtkonzept, das in unserer Zeit eigentlich wieder fruchten könnte, weil man sich langsam wieder anderer Werte besinnt. Vielleicht würde das Szene-Volk heute "Twen" dem "Playboy" oder der "Lui" vorziehen, denn "Twen" hatte schon in den 70ern Stil und ein bahnbrechendes Layout.

Die Frauen waren in den 70ern auf dem "ich nähe mir mein Kleid selbst"-Trip und dadurch hatte die "Burda" (von Anne Burda) auch so gewaltigen Erfolg — und das nicht nur in Deutschland. Es gab Brigitte und unzählige andere Mode-Postillen, die häufig Frauen-Vornamen zum Titel trugen. Und auch die Vogue aus dem Conde Nast-Verlag sah man schon damals an den Verkaufsstellen.

Die bekannten überregionalen Tages- und Wochenzeitungen der 70er, gibt es fast ausnahmslos noch heute.

 

Gestorben und unvergessen

1970:

Jimmy Hendrix, Charles des Gaulle, Erich M. Remarque

1971:

Igor Stravinsky, Coco Chanel, Louis Armstrong, Georg von Opel

1972:

Herzog von Windsor, Friedrich Flick, Heinrich Lübke, Maurice Chevalier, Jochen Rindt

1973:

Walter Ulbricht, Pablo Picasso, Luis Carrero Blanco

1974:

Erich Kästner, Charles Lindbergh, Samuel Goldwyn, "Duke" Ellington, Charles Lindbergh

1975:

Feisal, Josephine Baker, Aristoteles Onassis, Haile Selassie, Therese Giehse

1976:

Sepp Auburger, Gustav Heinemann, Agatha Christie, Mao Tse-Tung, Howard Hughes, Max Ernst, Eugen Roth, Julius Döpfner, Paul Getty, Gottlob Bauknecht, Ulrike Meinhof

1977:

Hans-Martin Schleyer, Bing Crosby, Ludwig Erhard, Wernher von Braun, Maria Callas, Charlie Chaplin, Elvis Presley, Sepp Herberger, G. Schickedanz

1978:

Aldo Moro, Papst - Paul VI., Pabst — Johannes Paul I. (bürgerlich Albino Luciani), W. Messerschmidt

1979:

Rudi Dutschke, Peter Frankenfeld, Heinz Erhardt, John Wayne, Conrad N. Hilton, Nelson Rockefeller, Barbara Hutton

 

Zur Geschichte der 70er:

1970

Nach dem geglückten Jugfernflug der Boeing 747 (Jumbo-Jet) über den Atlantik, wurde am 22.Januar 1970 der Linienverkehr zwischen New York und London aufgenommen.

Der von Guerillas entführte deutsche Botschafter Karl Maria Graf von Spreti wurde am 5.4.1970 von den Geiselnehmern ermordet.

Bei Erdbeben der Stärke 7,8 kamen am 31.5.1970 rund 70 000 Menschen ums Leben; 800000 wurden obdachlos.

In Moskau wurde am 12.8.1970 der deutsch-sowjetische Gewaltverzichtsvertrag (´Moskauer Vertragª) abgeschlossen.

Unterzeichnung eines Waffenstillstands zwischen König Hussein II und der PLO am 27.9.1970! Kämpfe zwischen Palästinensern und jordanischen Truppen wurden beendet.

Eine Flutkatastrophe forderte am 23.11.1970 in Pakistan über 300000 Todesopfer.

Jozef Cyrandiewicz und Willy Brandt unterzeichnen am 7.12.1970 den Warschauer Vertrag.

Am 2.6.1970 gewann Brasilien seine dritte Fußball-Weltmeisterschaft. Die Mannschaft erzielte einen klaren 4:1-Sieg über Italien.

Im Europäischen Naturschutzjahr wurde in Deutschland ein rund 130 Quadratkilometer großes Gebiet zum Nationalpark Bayerischer Wald erklärt.

1971

Durch einen Militärputsch übernimmt Idi Amin am 25.1.1971 die Macht in Uganda.

Am 15.2.1971 stellt Großbritannien seine Währung auf das Dezimalsystem um. Ein Pfund hat nun 100 Pence.

Walter Ulbricht tritt am 3.5.1971 vom Amt des Ersten Sekretärs der SED zurück. Sein Nachfolger wird Erich Honecker. Es geht um die DDR, die Deutsche Demokratische Republik!

Die Devisenbörsen wurden wegen starken Dollarzuflüssen am 5.5.1971 geschlossen. Die Regierung gibt den Dollarkurs frei, es kommt zu einem starken Kursfall des US-Dollars.

Die Botschafter der drei Westmächte in der Bundesrepublik und der sowjetische Botschafter in der DDR unterzeichnen das Viermächteabkommen über Berlin (geteilte Stadt) am 3.9.1971.

Am 27.5.1971 kostet ein Zugunglück bei Radevormwald 45 Menschen, darunter 40 Schüler auf Klassenreise, das Leben.

Nach gescheitertem Putschversuch gegen Mao kommt Verteidigungsminister Lin Piao beim Absturz des Flugzeugs, mit dem er fliehen will, am 12.9.1971 in China ums Leben.

1972

Am 15.1.1972 wird Margarete II, die Tochter des tags zuvor verstorbenen Königs Frederik IX "Königin von Dänemark".

Nach bürgerkriegsähnlichen Unruhen löst die britische Regierung am 24.3.1972 das Parlament Nordirlands auf.

Das von der CDU/CSU initiierte Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt scheitert am 27.4.1972!

Nach einer Schießerei werden die RAF-Terroristen Andreas Baader, Holger Meins und Jan Carl Raspe am 1.6.1972 verhaftet. Mit der Festnahme von Gudrun Ensslin am 7.6.1972 und Ulrike Meinhof am 15.6.1972 ist der ´harte Kernª der Rote-Armee-Fraktion in Haft.

Arabische Terroristen überfallen am 5.9.1972 das Quartier der israelischen Mannschaft in München (bei der Olympiade). Angehörige der palästinensischen Terroristenorganisation "Schwarzer September" drangen ins olympische Dorf ein und überfielen die israelische Mannschaft. Zwei Trainer kamen dabei ums Leben, neuen Sportler wurden als Geiseln genommen. Ziel des Anschlags war es, über 200 in Israel wegen politischer Straftaten inhaftierte Palästinenser freizupressen. Israel weigerte sich, der Forderung der Terroristen nachzugeben. Deshalb wurde versucht, die Geiseln zu befreien: Alle neun Geiseln starben, zudem fünf der acht Attentäter.

Am 14.8.1972 stürzt eine DDR-Maschine beim Flughafen Berlin-Schönefeld ab: 156 Menschen sterben!

Am 14.12.1972 wird Willy Brandt wird erneut zum Bundeskanzler gewählt.

Genau am 26.09.1972 kommt es zum Kampf zwischen Nord- und Südjemen. 17 Tage später vereinigen sich beide Länder auf Vermittlung der Arabischen Liga zu einer Republik (2.000 Tote forderte dieser sinnlose Krieg).

1973

Großbritannien, Dänemark und Irland treten am 1.1.1973 der Europäischen Gemeinschaft bei.

Nach fast fünfjähriger Verhandlungsdauer unterzeichnen Nord- und Südvietnam, der Vietcong und die USA am 27.1.1973 eine Waffenstillstandserklärung.

Mit dem vom Kongress erzwungenen Stopp der Bombardierung Kambodschas endet am 15.8.1973 das zwölfjährige militärische Engagement der USA in Indochina.

Von 6. - 26.10.1973 dauerte der Yom-Kippur-Krieg. Ägypten und Syrien erreichten den Rückzug Israels bis an die Sinai-Pässe und die Rückgabe der Golan-Höhen und der Gebiete von Kuneitra und Rafid. Nach Verhandlungen mit den USA zieht sich Israel später auch vom Sinai und dem Ost-Ufer des Suez-Kanals zurück. Der Friedensvertrag von Camp David 1978 zwischen Israel und Ägypten war eine Spätfolge dieses Krieges, der etwa 15.000 Menschenleben forderte.

Der nach 17 Jahren aus dem Exil zurückgekehrte 77-jährige Juan Peron wird am 23.9.1973 in Argentinien erneut zum Präsidenten gewählt.

Der spanische Regierungschef Luis Carrero Blanco wird am 20.12.1973 bei einem Bombenattentat getötet.

Ein weiteres Leit-Thema war 1973 die Ölkrise: Im Jom-Kippur-Krieg setzten die arabischen Staaten erstmals das Erdöl als politische Waffe ein, indem sie die Produktion einschränkten. Der Ölpreis wurde drastisch erhöht und über die USA und die Niederlande wegen deren pro-israelischer Haltung ein Lieferboykott verhängt. Somit vervierfachte sich der Preis für Rohöl. Schlagartig wurde den westlichen Industrienationen ihre Abhängigkeit von den Erdölimporten und die begrenzte Verfügbarkeit des Rohstoffs deutlich. Die Reaktion auf die Ölkrise bestand in einer Einschränkung des Energieverbrauchs. So wurden autofreie Sonntage eingeführt und die Höchstgeschwindigkeit auf Strassen tiefer angesetzt.

1974

In Sao Paulo (Brasilien) sterben am 1.2.1974 über 170 Menschen bei einem Hochhausbrand.

Der französische Staatspräsident Georges Pompidou stirbt am 2.4.1974 nach schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren.

Durch einen Putsch wird der portugiesische Ministerpräsident Marcello Caetano am 25.4.1974 gestürzt. Die ´Nelkenrevolutionª beendet die 41-jährige Diktatur in Portugal und leitet die Demokratisierung ein.

Der persönliche Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, Günter Guillaume, und dessen Frau werden wegen des Verdachts der Spionage für die DDR am 25.4.1974 verhaftet (am 15. Dezember 1975 wurde Giullaume wegen schweren Landesverrats zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt und 1981 im Austausch in die DDR entlassen).

Brandt übernimmt die politische Verantwortung für die Guillaume-Affäre und erklärt seinen Rücktritt. Zu seinem Nachfolger wird am 16.6.1974 Helmut Schmidt (SPD) gewählt.

Um einem Amtsenthebungsverfahren wegen der Watergate-Affäre zu entgehen, tritt Präsident Richard Nixon am 9.8.1974 zurück. Vizepräsident Gerald R. Ford wird am 9.8.1974 als 38. Präsident der USA vereidigt.

Kurz zur Watergate-Affäre: Am 17. Juni 1972 waren die Mitglieder des ´Komitees für die Wiederwahl des Präsidentenª beim Versuch verhaftet worden, das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Hotel Watergate in Washington mit Abhörwanzen zu versehen. Es stellte sich heraus, dass Präsident Nixons engste Mitarbeiter in die Affäre verwickelt waren. Am 21. Juli 1974 empfahl der Kongressausschuss zur Untersuchung der Watergate-Affäre, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Nixon einzuleiten. Dieser kam dem aber zuvor und trat wie oben erwähnt, am 9. August 1974 zurück.

Deutschland wurde zum zweiten mal Fußball-Weltmeister

Mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande gewann die Bundesrepublik Deutschland am 7. Juli 1974 das Endspiel im Münchner Olympia-Stadion.

Am 10.11.1974 wird der Berliner Gerichtspräsident Günter Drenkmann zu Hause erschossen. Sechs Verdächtige werden freigesprochen.

1975

Zwölf deutsche Skifahrer sterben am 1.1.1975 in einer Lawine in Montafon (Österreich).

Am 27.2.1975 wird Peter Lorenz (CDU-Vorsitzender) von Mitgliedern der terroristischen ´Bewegung 2. Juniª entführt. Nachdem die Bundesregierung die Forderung der Entführer (Abschiebung von vier inhaftierten Terroristen) erfüllt hat, kommt Lorenz wieder frei.

Deutsche Terroristen des ´Kommandos Holger Meinsª überfallen am 24.4.1975 die Botschaft der Bundesrepublik in Stockholm. Nach Ablehnung ihrer Forderungen nach Freilassung von 26 Baader-Meinhof-Häftlingen sprengen sie die Botschaft.

Mit blutigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen beginnt am 7.9.1975 im Libanon der Bürgerkrieg.

Am 27.4.1975 rast der deutsche Formel-1-Pilot Rolf Stommelen beim Großen Preis von Spanien in Barcelona in die Tribüne; Fünf Menschen sterben — der Rennfahrer überlebt!

In Schloss Rambouillet bei Paris treffen sich die Staats- und Wirtschaftschefs der drei Westmächte, der Bundesrepublik, Italiens und Japans zum ersten Weltwirtschaftsgipfel am 17.11.1975.

Einer der meistdiskutierten Filmregisseure Italiens wurde am 1.11.1975 unter ungeklärten Umständen ermordet. Pier Paolo Pasolini war wegen seiner kompromisslosen und ideologischen Position einer der provozierendsten Vertreter der italienischen Literatur- und Filmszene der Nachkriegszeit.

Bevor er 1961 als Filmregisseur in Erscheinung trat, war Pasolini als Drehbuchautor für Fellini und Bolognini tätig. Kurz nach der Premiere seines provozierenden Films ´120 Tage von Sodom´ wurde er von einem Unbekannten erstochen.

Ebenfalls 1975 brachte der Zauberwürfel des Ungarn Ernö Rubrik so manchen zum ´Durchdrehenª. Waren die sechs Farben des Zauberwürfels einmal auf alle Flächen verteilt, gelang es nur den wenigsten, seine 27 Teilwürfel wieder in ihre Ausgangsstellung zu bringen. Da die Zahl der möglichen Anordnungen der Einzelwürfel 42 252 003 274 489 856 000 (das sind mehr als 42 Trillionen!) betragen soll, ist die Ausgangsposition nur durch eine durchdachte Lösungsstrategie zu erreichen, kaum durch Probieren. Ich habe es nie geschafft, den Würfel "richtig" zu drehen ... aber einige meiner Freunde hatten die Lösung. Ich erinnere mich, dass ich schon damals viel zu ungeduldig war, für dieses blöde Ding! Ich hab diesen blöden Zauberwürfel gehasst wie die Pest - habe unzählige Stunden geopfert und vermutlich hätte ich bis heute die 42 Trillionen Möglichkeiten noch nicht durch!

1976

Eine Explosion im Maschinenraum eines Frachters auf der Hamburger Werft Blohm & Voss tötet am 9.1.1976 24 Mitarbeiter.

Ein Erdbeben der Stärke 7,5 fordert am 4.2.1976 in Guatemala rund 23000 Todesopfer.

In der Johannesburger Vorstadt Soweto brechen blutige Unruhen aus, die zwischen dem 16. und 26.6.1976 mindestens 180 Menschen in Südafrika das Leben kosten.

Am 9.3.1976 stürzt bei Calavese in Südtirol eine Seilbahn ab; 24 Menschen sterben.

Ein Erdbeben in der italienischen Provinz Friaul zerstört am 6.5.1976 zahlreiche Ortschaften (darunter auch Udine). Ergebnis sind mehr als 2.000 Tote und 80.000 Obdachlose.

Auf dem Flughafen von Entebbe befreien israelische Kommandoeinheiten am 4.7.1976 die als Geiseln festgehaltenen Passagiere und Besatzungsmitglieder eines Flugzeugs. Es kommen drei der Geiseln, ein Israeli, sieben Terroristen und 20 ugandische Soldaten ums Leben. Bei einer Explosion in einer Chemiefabrik bei Mailand am 10.7.1976 wird eine Wolke mit hochgiftigem Dioxin freigesetzt.

Bei einem Erdbeben der Stärke 8,2 sterben am 27.7.1976 in China über 700 000 Menschen.

Mao Zedong stirbt im Alter von 82 Jahren am 9.9.1976.

Der Demokrat Jimmy Carter gewinnt am 2.11.1976 die Präsidentenwahl gegen den Amtsinhaber Gerald Ford.

1977

30 000 Kernkraftgegner demonstrieren friedlich gegen den Bau des Kernkraftwerkes Brokdorf am 19.2.1977.

Das Nachrichtenmagazin ´Der Spiegelª deckt am 26.2.1977 illegale Abhöraktion des Bundesamts für Verfassungsschutz gegen den Atomwissenschaftler Klaus Traube auf.

Beim Zusammenstoß zweier Jumbo-Jets auf der kanarischen Ferieninsel Teneriffa kommen am 27.3.1977 "575 Menschen" ums Leben. Es ist bis heute der schlimmste Flugunfall der Geschichte. Der alte Flughafen auf Teneriffa war im Norden der Insel. Dort gab`s fast immer Nebel. Eine niederländische 747 war auf der Startbahn und wollte gerade durchstarten, da landete auf der gleichen Bahn eine 747 der PANAM und es kam zum Disaster! Ein paar Jahre zuvor ist auf dem gleichen Flughafen eine Spantax (mit vielen deutschen Passagieren an Board) kurz nach dem Start abgestürzt. Soweit ich mich erinnern kann, hat auch den ersten Absturz auf der spanischen Insel niemand überlebt!

Am 7.4.1977 wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback sowie zwei seiner Begleiter von Terroristen auf offener Strasse in Karlsruhe erschossen. Später werden die RAF-Terroristen Klar und Monhaupt verurteilt.

Am 28.4.1977 werden die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.

Am 11.5.1977 wird Hessens Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry erschossen. Die tödlichen Schüsse wurden durch das Schlafzimmer-Fenster abgefeuert.

Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird am 30.7.1977 von RAF-Terroristen bei einem Entführungsversuch in seinem Haus in Oberursel von Christian Klar und Brigitte Monhaupt erschossen. Susanne Albrecht, die Tochter von Freunden Pontos, hatte den Mördern Zutritt zum Haus verschafft.

Die Terroristen Baader, Ensslin und Raspe begehen am 13.10.1977 im Gefängnis Selbstmord.

Zum Selbstmord der RAF-Terroristen: Nach 1968 bildete sich aus einem kleinen Teil der studentischen Protestbewegung die linke terroristische Gruppierung ´Rote Armee Fraktionª (RAF). Anfänglich wurden die Anschläge noch aus sozialrevolutionären Zielen heraus verübt. Allmählich richteten sie sich jedoch immer mehr gegen das ´imperialistische System der BRDª. Aus Gewalt gegen Sachen wurde Gewalt gegen Menschen.

1972 gelang der Polizei die Festnahme führender RAF-Mitglieder. Von da an dienten die Aktivitäten vorrangig der Freipressung der inhaftierten Terroristen. Im Herbst 1977 entführten palästinensische Terroristen ein Flugzeug der Lufthansa ("die Landshut") und nahmen 91 Geiseln. Die Terroristen verlangten die Freilassung von elf inhaftierten RAF-Mitgliedern. Die Regierung war nicht bereit, sich erpressen zu lassen und ließ am 18. Oktober die Maschine in Mogadischu stürmen. Wenige Stunden später beging die Führung der RAF in ihren Zellen Selbstmord.

Im Alter von 88 Jahren starb am 25.12.1977 in Corsier-sur-Vevey der große Filmkomiker und Regisseur Charles Spencer Chaplin (bekannt als Charlie Chaplin). Der ab 1914 in Hollywood lebende Brite entwickelte die groteske Situationskomik durch pantomimische und psychologische Mittel. Seit Beginn der 20-er Jahren löste sich Chaplin von der bloßen Slapstick-Komödie und übte zunehmend Sozialkritik. In den frühen 50er Jahren auch in den USA der Neigung zum Kommunismus verdächtigt, siedelte Chaplin 1963 in die Schweiz über.

1978

Vor der bretonischen Küste (Frankreich) läuft am 17.3.1978 ein Öltanker auf Grund. 220 000 Tonnen auslaufendes Rohöl verursachen eine Ölpest.

Der am 16.3.1978 von Terroristen der ´Roten Brigadenª entführte ehemalige Ministerpräsident Aldo Moro wird in Rom am 9.5.1978 erschossen aufgefunden.

Bei der Explosion eines mit Flüssiggas beladenen Tankwagens kommen am 11.7.1978 in Spanien 180 Menschen ums Leben.

Ein Bombenanschlag auf ein Kino in der Stadt Abadan (Iran) fordert am 19.8.1978 430 Todesopfer.

Zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Paul VI. wird der Kardinal Albino Luciani am 26.8.1978 gewählt. Er nimmt den Namen Johannes Paul I. an.

Bei einem Erdbeben im Osten des Irans sterben am 16.9.1978 etwa 25000 Menschen.

Mit dem Polen Karol Wojtyla wird am 16.10.1978 erstmals seit 456 Jahren ein Nichtitaliener zum Papst gewählt. Er tritt als Johannes Paul II. die Nachfolge an. Johannes Paul I. verstarb nach nur 34-tägiger Amtszeit.

In einer Klinik bei London wurde am 26.7.1978 Louise Brown geboren. Sie ist das erste außerhalb des Mutterleibs gezeugte Kind. Da die Mutter wegen einer Eileiterverengung auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen konnte, hatten ihr die Ärzte eine Eizelle entnommen. Diese wurde im Reagenzglas befruchtet, wieder in die Gebärmutter zurückverpflanzt und hat sich danach zu einem gesunden Baby entwickelt.
Durch einen 3:1-Sieg gegen die Niederlande wurde Argentinien am 26.6.1978 im eigenen Land Fußball-Weltmeister.

Vietnam erobert 1978 das kommunistische Kambodscha und setzt eine Marionetten-Regierung ein. China reagiert darauf mit einem dreijährigen Krieg gegen Vietnam ("Erziehungsfeldzug"). Nach dem Fortfall sowjetischer Unterstützung infolge von Gorbatschows Reformen 1989 muss Vietnam seine Truppen aus Kambodscha zurückziehen. Fazit: Über 1 Million Tote.
Auf Befehl des Sektenführers Jim Jones bringen sich am 18.11.1978 im Dschungel von Guayana 912 Menschen um.

1979
In Harrisburg (Pennsylvania) kommt es am 28.3.1979 in einem Kernkraftwerk zum bislang schwersten Störfall in der Geschichte der zivilen Kernenergienutzung.
Die Hinrichtung des zum Tode verurteilten ehemaligen pakistanischen Ministerpräsidenten Zulfikar Ali Bhutto löst im April 1979 weltweite Proteste aus.
Nach dem Sieg der Konservativen wird Margret Thatcher am 3.5.1979 als Premierministerin von Großbritannien erster weiblicher Regierungschef Europas.

In Wien unterzeichnen Jimmy Carter und Leonid Breschnew am 18.6.1979 das SALT-II-Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung.
Beim "Admiral`s Cup" geraten am 14.8.1979 gleichzeitig 300 Segelschiffe bei Windstärke zwölf in Seenot; 17 Teilnehmer ertrinken.
Etwa 300 Iraner stürmen am 4.11.1979 die amerikanische Botschaft in Teheran und bringen 60 Botschaftsangehörige in ihre Gewalt. Ziel ist es, die Auslieferung des gestürzten Schahs, der sich in den USA aufhält, zu erzwingen.
500 schiitische Extremisten besetzen am 21.11.1979 die Kaaba und die Grosse Moschee in Mekka (Saudi-Arabien) und nehmen mehrere Hundert Geiseln. Die Erstürmung der Moschee fordert Hunderte von Toten.
Sowjetische Truppen marschieren am 28.12.1979 in Afghanistan ein.
Für ihren tatkräftigen Einsatz zur Beseitigung von Elend und für den Frieden in der Welt erhielt Mutter Teresa 1979 den Balzanpreis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit zwischen den Völkern, sowie den Friedensnobelpreis.
Auf ungewöhnliche Weise gelang zwei Familien die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik: In einem selbst gebauten Heißluftballon starteten sie nachts und trieben unbemerkt in 2000 Metern Höhe rund 40 Kilometer nach Süden, wo sie sicher landeten.
Im Dezember 1979 ruft die kommunistische Regierung von Afghanistan die Armee der UdSSR im Kampf gegen die islamischen Mudschaheddin zu Hilfe. Zehn Jahre später verlassen die Sowjets geschlagen das Land. Das Ende vom Lied: ca. 1 Million Tote!

Weitere Infos zu den 70er Jahren gibt es auf www.retro76.de. Die Page wurde mehrfach ausgezeichnet. Highlight der Website ist ein "Retro-Mixer" (mit coolem Sound – strictly 70th like).

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